Natürliches Wachstum und Entwicklung, unser Erblühen, geschieht in der Balance von Komfort-, Risiko-und Gefahrenzone. Wir lernen nie mehr als in einem konstruktiven herzlichen Risiko. Dabei verlassen wir gerne unsere Komfortzone und die Gefahr ist das „obere“ Grenzsignal.
Doch was geschieht, wenn wir grundsätzlich in eine Krise geraten?
Neben dem zentralen Element der Orientierungslosigkeit kennzeichnet sich eine Krise durch konkrete Parameter und zeitliche Begrenzung.
Es zieht z.B. ein Orkan, eine Gefahrensituation, auf. Dann treffen wir bestimmte Vorkehrungen, möglichst gesund durch diese Krise zu gehen. Der Sturm zieht auf, wir begeben uns in Sicherheit, und verweilen dort, solange die Krise anhält. Und wenn der Sturm vorübergezogen ist, kommen wir wieder raus – und die Krise ist vorbei. Wir kehren in unseren Alltag zurück und reflektieren, welche Erfahrungen uns die Krise gebracht hat und wie wir diese in unseren Alltag integrieren wollen.
Die Parameter sind also das Aufziehen des Orkans, der einsetzende Orkan, der Orkan selbst und das Vorüberziehen des Orkans.
Auch wenn wir in der Krise selbst unseren Alltag verlassen und eine Zeit lang orientierungslos sind, haben wir doch grundsätzliche Anhaltspunkte, die uns die Richtung zeigen.
Wie verstehen wir es aber, wenn eine Krise einsetzt und sämtliche Parameter, die im außen genannt werden, ständig verändert werden? Wenn Zeiträume permanent verschoben und angebliche Sicherheitsmaßnahmen kaum in Relation zur Ursache stehen? Wie verstehen wir es, wenn im Prinzip lauter Krisen aneinandergereiht und unter einem großen Thema zusammengeführt werden? Wenn im Außen niemand eine konkrete Vorstellung benennt, wann diese Krise erkennbar vorüber ist?
Wie verstehen wir es, wenn durch eine stattgefundene moralische Verschiebung das Sein selbst zur Gefahr deklariert wird?
Zum einen führt es dazu, dass unser Krisengefühl mit anhaltender Dauer verloren geht. Das Krisengefühl lässt uns wachsam in Sicherheit begeben, solange der Orkan da ist. Doch wenn nicht klar ist, wie die Wetterlage ist, setzt im Außen eine Unsicherheit ein.
Zum anderen führt es aber dazu, dass wir nicht mehr in unseren Alltag zurückkehren, in unsere Komfortzone. Bzw. wird das wachsame in Sicherheit begeben mit unserem Alltag verwischt. Das hat zur Folge, dass die drei so elementaren Zonen verwischen. Die Komfortzone wird zur Gefahrenzone. Damit wird im Außen unser Ruhepol und Ort der Regeneration „außer Kraft“ gesetzt.
Da wundert es wenig, wenn die Zukunftsangst bei Jugendlichen binnen eines Jahres in sogenannten Wohlstandsgesellschaften massiv ansteigt (Uni Hildesheim, Frankfurt/Main) und insgesamt Ängste, Stress und Depressionen immens zunehmen.
Eine weitere Folge ist, dass uns mit der fehlenden Basis die Risikozone damit auch abhanden kommt. Die Orte des Ausprobierens und Lernens sind im außen in die schmalen digitalen Kanäle verbannt. Konstruktives Lernen und gesunde Entwicklung finden so nicht statt.
Doch erinnere dich. Es gibt keine Sicherheit im Außen. Es gibt auch keine Kontrolle in einer Krise, dann ist es keine, sondern etwas anderes.
Deine wesentliche Sicherheit wohnt in dir selbst. Deine innere Sicherheit kennt ein Krisengefühl, kennt ein Risikogefühl und ein Gefahrengefühl. Und sie weiß, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Ein wesentliches gesundes Miteinander bedarf aller Räume und Zonen. Und vor allem die Anerkennung eines freies Selbst, welches alle Zonen leben und erleben darf. Das ist die Basis unserer natürlichen Entwicklung, unser Erblühen. Denn hier verbinden wir uns mit unserer inneren Sicherheit und stärken sie.
Achten wir also darauf, dass wir Komfortzonen erhalten, schaffen und gestalten, damit weiterhin das ins Risiko gehen möglich bleibt.
Viele konstruktive Ideen und Möglichkeiten sind längst da. Probieren wir sie, erleben wir sie. In Liebe…
Nina Roth