Seit über 25 Jahren begleite und berate ich nun (vorwiegend jugendliche) Menschen mit Beeinträchtigungen auf ihren (Ausbildungs)-Wegen. Gemeinsam mit Menschen und Betrieben, arbeite ich daran Chancen und Risiken zu erkennen und abzuwägen und durch risikokompetentes Handeln gemeinsam eine Balance zwischen Bewahrung und Bewährung zu schaffen.
Seit 8 Jahren tue ich das für das Projekt Industrie der Caritas, an dem derzeit 40 Jugendliche teilnehmen.
Derzeit 10 davon, die bei einem OÖ Maschinenbaubetrieb ausgebildet werden, besuche ich dort 1x 1 Std. pro Woche im Betrieb (während der gesamten Ausbildungszeit bis zum Ausbildungsabschluss, bis zu 4 Jahre lang). Während der Berufsschule erfolgt diese Begleitung dann im selben Ausmaß direkt in der Berufsschule. Dies erfolgt im Rahmen einer Kooperation, die auf intensiver Netzwerkarbeit (im Kern mit Jugendlichen und Ausbildungspersonal) basiert und den Ausbildungsweg von jungen Menschen von der Lehre zur Fachkraft bereitet und begleitet.
Im Jahr 2015 entstand aus dieser Kooperation eine Initiative zur Schaffung einer neuen Ausbildungsform. Dieses standardisierte Ausbildungsprogramm Metall soll die bereits etablierten Ausbildungen (Lehre, verlängerte Lehre, Teilqualifikation) ergänzen. Damit soll Menschen eine Berufsausbildung zur Verfügung stehen, die zwar die Zugangsvoraussetzungen für eine Lehre / verlängerte Lehre noch nicht erfüllen, ihr Potential sie aber zu mehr als einer herkömmlichen Teilqualifikation befähigt.
2016 wird durch Zusammenarbeit und Unterstützung der Sozialpartner AK ,WKO und Berufsausbildungsassistenz, Bildungsdirektion OÖ die rechtliche Grundlage für diese Ausbildungsform geschaffen. Daher können im September desselben Jahres bereits die ersten Jugendlichen diese Ausbildung antreten. Dazu hat eine unserer Netzwerkpartnerinnen, Mag. Prof. Auinger Pfund eine wissenschaftliche Publikation verfasst.
Wie das z.B. in Kooperation mit Trumpf Maschinen Austria als Best Practice umgesetzt wird, zeigt ein Zero – Project – Video.
Im Jahr 2018 erfolgt im Zuge von risflecting® – Workshops mit Ausbildungsleiter*innen, Ausbildner*innen und Mitarbeiter*innen des Betriebes eine Erweiterung/Vertiefung des bestehenden gemeinsamen Haltungs- & Handlungsrahmens (eine Art „We Q Pädia“, auf Basis Gerald Kollers „vom IQ zum WeQ„ – Idee). In meiner Begleitung / Zusammenarbeit mit den auszubildenden Jugendlichen stellt dieser Haltungs / Handlungsrahmen einen Fixpunkt dar, der uns als gemeinsam Ausgangsbasis dient.
Dieses „We Q Pädia“ stellt somit für unsere Kooperation sozusagen einen Kompass / somatischen Marker dar, der uns zeigt / spüren lässt, ob die Richtung unserer eingeschlagenen Wege noch stimmt. Er soll uns aber auch bei Umwegen Orientierung geben, um unseren „Norden“ nicht aus den Augen zu verlieren. Zum gründlichen Ablesen des Kompasses / Spüren der Marker ist es notwendig immer wieder auf dem Weg eine Pause (Break) einzulegen und die Wahrnehmung zu schärfen.
Die gemeinsamen Grundgedanken unseres Tuns lassen sich wie folgt, beschreiben:
Zentrales, uns verbindendes Element stellt ein grundsätzlich positives Menschenbild dar.
Um uns nicht nur besser zu verstehen, sondern auch gegenseitiges Verständnis zu entwickeln, wollen wir uns gegenseitig Einblick in unsere Lebenswelten (Erwachsene / Jugendliche) ermöglichen und teilgeben/ teilhaben lassen.
Mit gewachsenem & wachsendem gegenseitigem Zu / Vertrauen, Respekt und Herzlichkeit wollen wir an der Schaffung innerer Sicherheit für das gemeinsame Mit – Einander arbeiten.
Durch Erkennen und Abwägen von Chancen und Risiken und risikokompetentes Handeln versuchen wir Balance zwischen Bewahrung und Bewährung zu schaffen.
Mit Mut, Tatkraft und Begeisterung soll Neuland entdeckt, neue Möglichkeiten und Innovationen entwickelt werden.
Können + Wollen + Möglichkeiten sollen gefordert/gefördert/gefeiert werden. Sie stellen für uns im Zusammenwirken essentielle Gelingensbedingungen dar, die wir schaffen und zur Verfügung stellen wollen.
Durch Haltung und Verhalten der handelnden Menschen sollen förderliche Verhältnisse geschaffen, gefestigt und (weiter) entwickelt werden.
2019 / 2020 fließen diese Grundgedanken & Haltungen auch in Mentoring – Workshops für Caritas Personal sowie Personal von Kooperationsbetrieben ein. Weitere Mentoring Workshops folgen im Herbst 2021.
2020 findet risflecting® Eingang im Seminar „riskom“ das sich mit dem Thema „Risiko Kommunikation!?“ auseinandersetzt. Dabei werden auch die von Micheal Guzei beschriebenen Risikostrategien aus dem Blickwinkel der Kommunikation betrachtet.
2021 ergibt sich die Gelegenheit im Rahmen der Caritas Veranstaltung „Begleitung & Teilhabe“ die oben angeführten Grundgedanken/Haltungen sowie risflecting® einem größeren Personenkreis bekannt zu machen.
Raum und Aufmerksamkeit für das Teilen einiger solcher flowjob – Storys bietet auch das diesjährige risflecting® pool meeting. Das und die Menschen durch die risflecting® lebt, gibt mir Mut, Zuversicht und das Gefühl von Zugehörigkeit.
Und ein hohes Maß an innerer Sicherheit bietet eine stabile Ausgangsbasis, um risflecting® in die Welt hinauszutragen.
So kann ich brennen, ohne zu verglühen …
Autor:
Wolfgang Hel
Bild:
Wolfgang Hel